Monograph "Silvia Gmür Reto Gmür Architekten"


Roberto Masiero
Hrsg. Claudia Mion
Electa Verlag (2015)
Format 22x28 cm
Seiten 392
ISBN Code 978889180558-4
Dreisprachige Auflage Italienish, English, Deutsch


In El desierto erzählt Borges von einem Mann in der Wüste, der in der Nähe einer Pyramide eine Handvoll Sand aufnimmt und, wie er den Sand langsam durch die Finger rinnen lässt, bei sich denkt: ?Ich verändere gerade die Erdkruste?.
Die Architektur von Silvia Gmür, die lange Jahre mit Livio Vacchini arbeitete und jetzt mit ihrem Sohn Reto ein Gemeinschaftsbüro unterhält, erschließt sich in dieser einfachen Geste und in diesem radikalen Gedanken: ?Bauen heißt die Erdkruste verändern?. Am Ende steht eine rigorose Architektur, die versucht, zur poetischen Dimension des Bauens dadurch vorzustoßen, dass sie die Erfahrung des Raumes, in dem die Menschen leben, die Struktur, die alles zusammenhält und das Licht, das Leben hinzugibt, zusammenführt. Was Wohnen ist, hat Silvia Gmür vor allem im Krankenhausbau erforscht, das ist eines der konstanten Themen in der Entwicklungsarbeit des Büros, im Geiste von Le Corbusiers Diktum: Ein Krankenhaus ist ein Heim des Menschen.
Die Einfachheit der Geste, die Borges schildert, und die Radikalität des Gedankens, den sie hervorruft, zwingt zu einem genau bestimmten und in gewisser Hinsicht einsamen Auftrag. Es geht nicht um die Suche nach der Verführung um der Verführung willen; es geht nicht um ein Spiel der Architektur als Metapher oder Effekthascherei; es geht nicht um eine Geste, mit der sich der Architekt als Autor (oder Künstler) verewigt. Ihre Arbeiten vermeiden bewusst den Vergleich mit der reißerischen Rhetorik der Postmoderne in ihren mannigfaltigen Formen. Und das in einem Kontext wie der Schweiz und speziell Basel in Basel, das ein Laboratorium für neue Strategien in der Architektur, für ihre mögliche Bedeutung und sogar für ihr Schicksal ist.
Das ist zweifellos eine Entscheidung gegen den Trend der Zeit und verdient deshalb umso mehr, erkundet zu werden.